24.2.2024. Walporzheim. Zwar als Haltepunkt noch in Funktion, ist die fachgerechte Demontage des Walporzheimer Bahnhofs bereits in Arbeit. Hintergrund: Das schmucke, 1911 in Betrieb genommene Fachwerkgebäude soll im Freilichtmuseum Kommern zu neuem Leben erweckt werden und dort den typischen Ablauf an einem Vorortbahnhof aufzeigen. Der etwa 30 Meter lange Gebäudekomplex war mit mechanischem Stellwerk, Expressgutabfertigung, Güterschuppen und – bis zur Einführung der Fahrkartenautomaten – selbstverständlich mit einem Fahrkartenschalter ausgerüstet. Durch die erhöhte Bauweise auf dem 1910 neu angelegtem Bahndamm blieb das Gebäude glücklicherweise von der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal (2021) verschont. So hatte die einstige strategische Maßnahme mit einem zweigleisigen Ausbau der Bahntrasse von Remagen bis Liers zumindest bis heute einen positiven Effekt – selbst wenn das zweite Gleis von Walporzheim ahraufwärts nach dem II. Weltkrieg als Reparationsleistung im Auftrag der französischen Besatzungsmacht demontiert worden ist.
Übrigens steht der erste Walporzheimer Bahnhof – 1886 in Betrieb genommen, heute denkmalgeschützt – nur 150 Meter entfernt (vom jetzigen Haltepunkt) nahe der Walporzheimer Straße; die Trasse der Ahrtalbahn verlief nämlich ursprünglich vom Ahrweiler Bahnhof aus eingleisig südlich der Stadtmauer, vorbei am Ahrtor und über die heutige Karl-von-Ehrenwall-Allee direkt in den Ortskern von Walporzheim, wo ab 1906 bis 1917 zudem die gleislose Straßenbahn (dem Prinzip nach ein Vorläufer der O-Busse) von Bad Neuenahr aus ihr Endziel hatte. Nötig geworden war diese Ergänzung im öffentlichen Personennahverkehr u. a. durch den wachsenden Kurbetrieb und steigende Touristenzahlen.
Die Walporzheimer Bevölkerung hätte ihren Fachwerkbahnhof gerne behalten; ebenso waren die Ahrtalbahnfreunde auf der Suche nach einem passenden Gebäude für das geplante Ahrtalbahnmuseum sehr daran interessiert. Allerdings war der Bahnsteig von Beginn an nur über etliche Treppenstufen erreichbar, zudem ist von dort aus auch derzeit noch kein barrierefreier Einstieg in die Regionalbahn möglich. Der bauliche Aufwand wäre mit dem vorhandenen Gebäude nur schwerlich umzusetzen gewesen. Spätestens mit der geplanten Fertigstellung des Wiederaufbaus der Ahrtalbahn bis zum vorgesehenen Endhaltepunkt Ahrbrück (laut Planung spätestens Ende 1925) wird ein moderner Haltepunkt auch die Vorgaben hinsichtlich Barrierefreiheit erfüllen. Das in direkter Nähe neu installierte Signal wird bereits digital vom neuen Stellwerk aus angesteuert, das östlich vom Ahrweiler Bahnhof (in Höhe Baumarkt) seit Dezember 2023 in Betrieb ist. Dem Umstieg auf digitale Technik in Verbindung mit der Elektrifizierung der Ahrtalbahn ist es wiederum zu verdanken, dass die Ahrtalbahnfreunde von der DB Netz AG das bisherige mechanische Stellwerk am Ahrweiler Bahnhof für die Umsetzung der Museumsidee angeboten bekommen haben – die konzeptionelle Planung ist bereits im Gange. Text/Fotos: Görgler
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahrtalbahn
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Walporzheim
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrische_gleislose_Bahn_Ahrweiler