Walporzheim: Ein Bahnhof geht auf Reise…

Wehmutsvolle Erinnerung: Der 1911 in Betrieb genommen Bahnhof Walporzheim. Der hübsche Fachwerkbau wurde, nunmehr gut „verpackt“, auf die Reise nach Kommern geschickt.

27. Mai 2025 Walporzheim. Mit professionellen Kräften und schweren Fahrzeugen war ein Trupp des Freilichtmuseums Kommern angerückt, um nach monatelanger Vorarbeit die „Translozierung“ umzusetzen. Gemeint ist damit: Der schmucke Fachwerkbau, 1911 direkt auf dem damals neu errichteten Bahndamm in Betrieb genommen, wurde in möglichst große Einzelteile zerlegt, sorgfältig verpackt und per Schwertransporter zu seinem neuen Standort in die Eifel transportiert. Herzstück der Aktion war ein schwerer Liebherr-Mobilkran, der bei einem Eigengewicht von 35 t über satte 45 t Traglast und einer maximalen Hubhöhe von 48 m verfügt, vom heimischen Unternehmen Floßdorf bereitgestellt.

Perfekt vorbereitet durch das Team des Freilichtmuseums Kommern erfolgte der Abtransport der gut gesicherten Wandmodule der Gebäudeteile.


Die Arbeiten verliefen erstaunlich zügig und problemlos, jeder Handgriff saß – man merkte, dass die Leute ihr Handwerk verstehen. In gebührendem Abstand verfolgten die Walporzheimer die Aktion, mußten sie doch nun endgültig Abschied von ihrem geliebten Bahnhof nehmen, der nach Einführung der Fahrkartenautomaten grundsätzlich an Funktion verloren hatte, jedoch Fahrgästen Schutz vor Regen bot, zudem von den Ortsvereinen als Lager für Bestuhlung genutzt wurde

Je nach Größe und Gewicht der abzutransportierenden Gebäudeteile wurden spezielle Träger für den Kran zusammengefügt und eingesetzt.
Das Dach des Bahnhofsgebäudes war bereits vor Wochen demontiert worden.

In Kommern werden die Einzelteile auf einem vorbeiteten Gelände am „Markplatz Rheinland“ nach gründlicher Restaurierung über den Sommer hinweg wieder zusammengefügt; dem Vernehmen nach inklusive Gleisanlage samt einem historischen Schienenbus. Die zahlreichen Besucher des Freilichtsmuseums, das wie viele anderen Einrichtungen zum Landesverband Rheinland gehört, werden vor Ort also einen typischen Kleinbahnhof besichtigen können, mit Stellwerkstechnik und Fahrkartenschalter. In direkter Nähe befindet sich übrigens auch eine weiterer Vertreter aus dem Kreis Ahrweiler: Die alte Schule aus Löhndorf, die in den 1980er Jahre von Kommern übernommen wurde.

Über die einstige Bedeutung der kleinen Bahnhöfe und die Museumspläne des Vereins Ahrtalbahnfreunde e. V. sprach Ulrich Stumm im Interview mit dem Südwestfunk.

Mit vor Ort waren auch die Ahrtalbahnfreunde e.V., Vorsitzender Ulrich Stumm wurde von Print- und Fernsehmedien direkt mehrmals interviewt und erläuterte die Bedeutung dieser ehemaligen Vorortbahnhöfe. Den Bahnhof Walporzheim hätte der Verein gerne als Sitz für das künftige Ahrtalbahnmuseum gepachtet. Allerdings war dies zuletzt nicht mehr möglich, da das Gelände in Gebäudenähe eingesackt war und die Bahn den Abriss fokussiert hatte – was vermutlich auch passiert wäre, wenn nicht das Freilichtmuseum zum Zuge gekommen wäre. Somit wird das künftige Ahrtalbahnmuseum – mit alter Technik und moderner Multimediapräsentation – voraussichtlich im stillgelegten Stellwerk am Bahnhof Ahrweiler eingerichtet, eine Alternative wäre auch das Bahnhofsgebäude in Bad Bodendorf.

Walporzheims Ortsvorsteher Gregor Sebastian und Dr. Carsten Vorwig (Leiter Freilichtmuseum Kommern) verfolgten die Arbeiten für den Abtransport des Bahnhofs, der künftig auch das „Tor zum Ahrtal“ in neuer Umgebung vertreten wird. Vor Ort ebenfalls Silke Lindemann (ganz rechts, Leiterin Produktionsvorbereitung und Steuerung der DB infraGO in Koblenz) sowie Cynthia Burge (Standort- und Bahnhofskonzepte), die in Sachen Wiederaufbau der Ahrtalbahn unterwegs waren und die Aktion in Walporzheim mit Interesse verfolgten.

Bleibt noch die Frage, was aus dem Haltepunkt Walporzheim wird? Der soll künftig einer modernen Haltestelle mit behindertengerechtem Zugang weichen, mit Unterstellmöglichkeit bei Regen, jedoch gänzlich ohne Gebäude.

Einen sehr schön gemachten Beitrag über den Abtransport des Bahnhofs hat unter anderem der Kölner Stadtanzeiger veröffentlicht. Sehr informativ ist auch der TV-Beitrag des SWR. Mehr zum Thema und zur Geschichte des Walporzheimer Bahnhofs in einem anderen Beitrag auf unserer Website.
JG (Fotos Görgler / Stumm).

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Walporzheimer Bahnhof: Umzug des hübschen Fachwerkbaus steht an

Walporzheimer Bahnhof: Ein Teil des Daches wurde bereits sorgfältig demontiert. Der Bahnbetrieb läuft parallel zu den Arbeiten planmäßig weiter

24.2.2024. Walporzheim. Zwar als Haltepunkt noch in Funktion, ist die fachgerechte Demontage des Walporzheimer Bahnhofs bereits in Arbeit. Hintergrund: Das schmucke, 1911 in Betrieb genommene Fachwerkgebäude soll im Freilichtmuseum Kommern zu neuem Leben erweckt werden und dort den typischen Ablauf an einem Vorortbahnhof aufzeigen. Der etwa 30 Meter lange Gebäudekomplex war mit mechanischem Stellwerk, Expressgutabfertigung, Güterschuppen und – bis zur Einführung der Fahrkartenautomaten – selbstverständlich mit einem Fahrkartenschalter ausgerüstet. Durch die erhöhte Bauweise auf dem 1910 neu angelegtem Bahndamm blieb das Gebäude glücklicherweise von der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal (2021) verschont. So hatte die einstige strategische Maßnahme mit einem zweigleisigen Ausbau der Bahntrasse von Remagen bis Liers zumindest bis heute einen positiven Effekt – selbst wenn das zweite Gleis von Walporzheim ahraufwärts nach dem II. Weltkrieg als Reparationsleistung im Auftrag der französischen Besatzungsmacht demontiert worden ist.

Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude (1886); damals verlief die Bahntrasse nahezu entlang der Walporzheimer Straße bis in den Ort hinein

Übrigens steht der erste Walporzheimer Bahnhof – 1886 in Betrieb genommen, heute denkmalgeschützt – nur 150 Meter entfernt (vom jetzigen Haltepunkt) nahe der Walporzheimer Straße; die Trasse der Ahrtalbahn verlief nämlich ursprünglich vom Ahrweiler Bahnhof aus eingleisig südlich der Stadtmauer, vorbei am Ahrtor und über die heutige Karl-von-Ehrenwall-Allee direkt in den Ortskern von Walporzheim, wo ab 1906 bis 1917 zudem die gleislose Straßenbahn (dem Prinzip nach ein Vorläufer der O-Busse) von Bad Neuenahr aus ihr Endziel hatte. Nötig geworden war diese Ergänzung im öffentlichen Personennahverkehr u. a. durch den wachsenden Kurbetrieb und steigende Touristenzahlen.

Der Baukran steht unmittelbar vor dem Treppenaufgang zum Bahnhofsgebäude. Hier kann man gut den Höhenunterschied zum Bahndamm sehen, wodurch das Gebäude bei der Flutkatastrophe 2021 keine Schäden erlitten hatte

Die Walporzheimer Bevölkerung hätte ihren Fachwerkbahnhof gerne behalten; ebenso waren die Ahrtalbahnfreunde auf der Suche nach einem passenden Gebäude für das geplante Ahrtalbahnmuseum sehr daran interessiert. Allerdings war der Bahnsteig von Beginn an nur über etliche Treppenstufen erreichbar, zudem ist von dort aus auch derzeit noch kein barrierefreier Einstieg in die Regionalbahn möglich. Der bauliche Aufwand wäre mit dem vorhandenen Gebäude nur schwerlich umzusetzen gewesen. Spätestens mit der geplanten Fertigstellung des Wiederaufbaus der Ahrtalbahn bis zum vorgesehenen Endhaltepunkt Ahrbrück (laut Planung spätestens Ende 1925) wird ein moderner Haltepunkt auch die Vorgaben hinsichtlich Barrierefreiheit erfüllen. Das in direkter Nähe neu installierte Signal wird bereits digital vom neuen Stellwerk aus angesteuert, das östlich vom Ahrweiler Bahnhof (in Höhe Baumarkt) seit Dezember 2023 in Betrieb ist. Dem Umstieg auf digitale Technik in Verbindung mit der Elektrifizierung der Ahrtalbahn ist es wiederum zu verdanken, dass die Ahrtalbahnfreunde von der DB Netz AG das bisherige mechanische Stellwerk am Ahrweiler Bahnhof für die Umsetzung der Museumsidee angeboten bekommen haben – die konzeptionelle Planung ist bereits im Gange. Text/Fotos: Görgler

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ahrtalbahn

https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Walporzheim

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrische_gleislose_Bahn_Ahrweiler