Bahnhof Ahrweiler: Elektronisches Stellwerk seit 11.12.2023 in Betrieb

Das neue Elektronische Stellwerk (ESTW) unweit vom Ahrweiler Bahnhof. RB 39 passiert die Anlage, hier aus Richtung Remagen kommend
Die Funktion des neuen ESTW erläuterte Georg Laumen anhand der digitalen Darstellung des Bahnbetriebs

12/2023. Ahrweiler/Ahrtal. Durch die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 wurde auch die Ahrtalbahn im mittleren und oberen Teil weitgehend zerstört. Weiter unterhalb gab es besonders im Bereich des Bahnhofes Heimersheim massive Schäden. Politik und Deutsche Bahn versprachen seinerzeit bei einer Veranstaltung am Bahnhof Remagen einen zügigen Wiederaufbau der Ahrtalbahn – nach neuestem Stand der Technik. Hierzu gehörten unter anderem ein elektronisches Stellwerk (ESTW) und die Elektrifizierung der gesamten Strecke zwischen Ahrbrück und Remagen. Dank schnellem Einsatz der Bautruppen verkehrten schon nach relativ kurzer Zeit (November 2021) wieder die Züge zwischen Walporzheim und Remagen, zunächst mit herkömlicher Regelung und zum Teil eingleisigem Betrieb.
Derzeit laufen auf etlichen Baustellen auch ahraufwärts die Arbeiten zum Wiederaufbau, deren Fortschritte tagtäglich zu beobachten sind. Und der Zweckverband SchienenPersonenNahVerkehr (SPNV) Nord setzte sich frühzeitig dafür ein, dass an der Ahrtalbahn gleich vier neue Haltepunkte eingerichtet werden sollen. Schließlich entstanden hinter dem Baumarkt in Ahrweiler – unweit vom Bahnhof – und in Bad Bodendorf zwei neue ESTW, die am 11. Dezember Punkt 12.00 Uhr für den Zugbetrieb zwischen Walporzheim und Remagen in Betrieb gegangen sind. Allerdings ist nur Ahrweiler von einem Fahrdienstleiter besetzt, wogegen Bad Bodendorf ferngesteuert eingebunden ist. Eine Woche zuvor hatte man bei ansonsten gesperrtem Bahnbetrieb Extra-Züge eingesetzt, um zu testen, ob das System mit elektronischer Steuerung zuverlässig funktioniert. In dieser Zeit gewährleisteten über die Verbindung zur Mittelahr hinaus zusätzliche Ommnibusse im Schienersatzverkehr die Personenbeförderung bis Remagen.

Jonas Haffmann erläutert die anstehenden Aufbauarbeiten, die wegen der Elektrifizierung Anpassungen der Tunneldurchfahrten erforden können

Mit der Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke werden die personell besetzten, handbetriebenen Stellwerke an den Bahnhöfen verschwinden – und damit auch ein großes Stück Bahn-Nostalgie. Diese Stellwerksanlagen wurden bereits im Jahr 1910 erbaut und boten bis zuletzt eine hohe Betriebssicherheit, insofern sie nicht von der Flut in 2021 betroffen waren. Der Wechsel zur modernen Stellwerkstechnik erforderte auch die Installation neuer Signalmaste, während die bisherigen demontiert werden – sukzessive über die gesamte Streckenlänge von 28 Kilometern. (Remagen km 1,1 bis Ahrbrück km 29,1).

Neueste Technik

Im Rahmen eines Pressetermins gab DB-Teilprojektleiter Jonas Haffmann eine Übersicht über die Planungen. Die Strecke werde nach den Bauarbeiten auf neuestem Stand der Technik sein. Mit der Umsetzung liege man voll im Zeitplan. Der Wiederaufbau bringe wieder Bahnverkehr in die Region. Durch das neue elektronische Stellwerk entfalle auch die personelle Sicherung der vier Bahnübergänge im Bereich Bad Neuenahr-Ahrweiler. Von Beginn an habe man bei der Planung sehr eng mit Kommunen und Behörden – wie etwa dem Landesbetrieb für Mobilität (LBM) – zuammengearbeitet, auch wegen der Radwege-Trassen. Neue Bahntrassen und Brücken sollen möglichst flutsicher errichtet werden. Bereits frühzeitig habe die Bahn auch geprüft, ob die fünf Tunnel auf der Strecke elektrifizierbar sind. Durch verschiedene Maßnahmen ist dies möglich. Hierzu konnte die Murgtalbahn im Schwarzwald als Beispiel herangezogen werden. Bei den beiden Mayschosser Tunneln unter der Saffenburg bringt der Wiederaufbau einen Wechsel: Wo bislang Fahrräder fuhren, verkehren fortan Züge – und umgekehrt. Gearbeitet wird auch an weiteren Haltepunkten. Schließlich werden auch Haltepunkte verbessert, wie etwa am Bahnhof Bad Bodendorf durch Umbaumaßnahmen für zwei Außenbahnsteige und ein ESTW. Bei den Bauarbeiten sei man voll im Zeitplan, verkündete Jonas Haffmann. Er geht daher davon aus, dass die Strecke bis Ahrbrück – wie geplant – bis Ende 2025 in Betrieb gehen kann. Gleichzeitig soll dann an der Ahr auch ein Zwanzig-Minuten-Takt gefahren werden. Zweimal Ahrbrück – Remagen, und stündlich eine durchgehende Verbindung Ahrbrück – Köln. Diese Planungen hat der SPNV Nord bereits frühzeitig verkündet.

Technik aus 1910

Ein Bild von der alten Technik aus dem Jahr 1910 konnte man sich im Stellwerk am Bahnhof Ahrweiler machen. Hier erklärten die Fahrdienstleiterin sowie der Bezirks-Betriebsleiter, Sascha Hennen, die Abläufe in diesem durchaus musealen, aber noch wie vor bestens funktionierenden System. Die Züge werden telefonisch angemeldet. Und Signale und Weichen noch von Hand, mit echter Muskelkraft, betrieben. Im neuen ESTW Ahrweiler erläuterte Betriebsleiter Georg Laumen die moderne Technik. Mit der Steuerzentrale kann die ganze Strecke der Ahrtalbahn versorgt werden. Nach Einführung des ESTW muss der Fahrdienstleiter die Abläufe am Bildschirm überwachen. Und er braucht nur dann einzugreifen, wenn Störungen auftreten. Dort sind zwei identische Arbeitsplätze. So könnten bei Bedarf etwa Baustellenbereiche und der übrige Planverkehr getrennt gesteuert werden. Direkter Kontakt zu den Lok- bzw. Triebwagenführern besteht nur bei Bedarf. Theoretisch wäre es mit dieser Stellwerkstechnik sogar möglich, jeden anderen Bahnhof in Deutschland zu bedienen. Im Vorfeld mussten rund 40 Signale, Weichen u . a. zwischen Walporzheim und Remagen angepasst oder erneuert werden. Das neue System lasse es auch zu, Gleise kurzfristig zu wechseln, so Hennen. Schließlich ist auch ein „Achszähler“ integriert. Der verknüpft verschiedene Sensoren zur Erfassung bzw. Zählung durchfahrender Züge. So werden Zugachsen bei der Einfahrt von einem Abschnitt auf einen neuen zuverlässig erfasst.

Aus heutiger Sicht museumsreif: Die handbetriebenen, mechanischen Fnktionen im alten Stellwerk Ahrweiler


Mit Einführung des ESTW wurden die handbetriebenen mechanischen Stellwerke in Bad Bodendorf, Bad Neuenahr, Ahrweiler und Walporzheim nicht mehr benötigt. Am Standort Ahrweiler Bahnhof plant die IG Ahrtalbahnfreunde e.V. die Einrichtung eines Bahnmuseums, um die alte Bahntechnik sowie die interessante Geschichte der Ahrtalbahn für nachfolgende Generationen zu erhalten.
Text: Willi Tempel, Fotos: Tempel (3), Görgler (1)

Trans Regio: Künftig mehr Komfort

Von links: Michael Heilmann (Verbandsdirektor ZÖPNV Rheinland-Pfalz Süd), Bernhard Holzer (Managing Director Alpha Trains), Henrik Behrens (Geschäftsführer Trans Regio), Sven Kleine (Prokurist go.Rheinland), Thorsten Müller (Verbandsdirektor SPNV-Nord). Foto: Trans Regio

23.11.2023. Koblenz/Kaiserslautern/Köln. Fahrgäste, die mit der MittelrheinBahn unterwegs sind, erwartet künftig mehr Komfort auf ihren Reisen. Die Fahrzeuge, die auf der Regionalbahnlinie (RB) 26 zwischen Köln, Koblenz und Mainz eingesetzt werden, werden sukzessive einem Re-Design unterzogen. Im Rahmen dieser Modernisierung erhalten die Züge des Typs „Desiro Mainline“ („Desiro ML“) des Herstellers Siemens Mobility WLAN, weitere Steckdosen an vielen Sitzplätzen und größere Sitzabstände sowie zum Teil angepasste Sitzlandschaften.

Basis der Fahrzeug-Modernisierung ist der zum 10. Dezember 2023 startende neue Verkehrsvertrag, den die beteiligten SPNV-Aufgabenträger Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord), Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV-Süd) und Zweckverband go.Rheinland ausgeschrieben hatten. Nach dem entsprechenden Vergabeverfahren wird der bisherige Betreiber der MittelrheinBahn, Trans Regio, auch weiterhin den Betrieb auf der linksrheinischen Strecke Köln – Mainz verantworten.

Anlässlich des bevorstehenden Starts des neuen Verkehrsvertrags hatten Trans Regio und die drei beteiligten SPNV-Aufgabenträger für heute ins Betriebswerk von Trans Regio in Koblenz-Moselweiß eingeladen. Rund 50 Vertreter*innen aus Politik, Verbänden und der am Projekt beteiligten Unternehmen waren der Einladung gefolgt und konnten in Moselweiß das erste modernisierte Fahrzeug in Augenschein nehmen. An vier Erklärstationen erläuterten Ingenieure aus dem Re-Design-Projekt den Anwesenden dabei detailliert die Neuerungen des Zuges.

Nach der erfolgten ersten Präsentation soll alle sechs Wochen jeweils ein weiteres „Desiro ML“-Fahrzeug einem Re-Design unterzogen werden. Sukzessive profitieren die Fahrgäste so von einer vollständig runderneuerten Flotte. Darüber hinaus verkehren auf der MittelrheinBahn weiterhin die erst 2019 eingeführten „Mireo“-Neufahrzeuge. Deren Einsatz erfolgt – wuie bisher – schwerpunktmäßig zwischen Bingen und Mainz, mit einzelnen Fahrten erreichen sie Koblenz und auch Andernach.

Leasinggeber der „Desiro ML“ und der Mireo-Neufahrzeuge ist Alpha Trains, Siemens Mobility modernisiert die Bestandsfahrzeuge im Auftrag von Alpha Trains im Siemens-Werk Wildenrath.

Thorsten Müller, Verbandsdirektor des für den Abschnitt Oberwesel – Landesgrenze bei Bonn zuständigen Aufgabenträgers SPNV-Nord, erklärt: „Wir freuen uns, dass TransRegio weiterhin die MittelrheinBahn betreiben wird. Mit dem Start des neuen Verkehrsvertrages werden unsere Fahrgäste nicht nur von mehr Komfort in den Fahrzeugen profitieren; es werden auch mehr Zugbegleiter*innen auf der Strecke unterwegs sein und rund um die Uhr mehr Sicherheit und bessere Kontrolle ermöglichen“. PM der

Michael Heilmann, Geschäftsführer des für den Abschnitt Bacharach – Mainz verantwortlichen Aufgabenträgers ZÖPNV Süd, betont die höheren Standards im neuen Verkehrsvertrag: „Das neue Fahrzeug bietet unseren Kundinnen und Kunden mehr Aufenthaltsqualität. Das Re-Design macht aus dem 15 Jahre alte Desiro Mainline vor allem in Innenbereich ein nahezu neuwertiges Fahrzeug, das sich auch optisch weiterentwickelt hat“.

Michael Vogel, Geschäftsführer von go.Rheinland: „WLAN, mehr Steckdosen, mehr Platz: Dass wir den Fahrgästen mit dem Start des neuen Verkehrsvertrags nach und nach mehr Komfort auf ihren Fahrten mit der MittelrheinBahn bieten können, macht uns stolz. TransRegio war und ist ein zuverlässiger Partner, mit dem wir die Zusammenarbeit im Sinne unserer Fahrgäste gerne fortsetzen.“

Henrik Behrens, Geschäftsführer von Trans Regio, führte zu den modernisierten Fahrzeugen aus: „Unser Ziel ist es, den Fahrgästen auf der MittelrheinBahn einen zuverlässigen Betrieb und eine hohe Beförderungsqualität zu bieten. Mit den modernisierten Zügen wird uns das noch besser gelingen. Aber auch unseren Mitarbeiter*innen kommen die re-designten Fahrzeuge zugute, finden sie doch so ein modernes Arbeitsumfeld vor. Damit können wir auch als attraktiver Arbeitgeber punkten.“

„Eine starke und vertrauensvolle Partnerschaft zwischen allen Beteiligten ist ein entscheidender Vorteil für ein solches Projekt. Deshalb freuen wir uns, dass wir Trans Regio, die beteiligten Aufgabenträger und Siemens für den Umbau an unserer Seite haben. Die Modernisierung der Fahrzeuge bietet einen echten Mehrwert für die Fahrgäste und zeigt – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – dass es nicht immer Neubaufahrzeuge sein müssen“, sagt Bernhard Holzer, Geschäftsführer der Alpha Trains Europa GmbH. Pressemeldung SPNV-Nord