Kölner Stellwerke besichtigt

Schaltzentrale mit großer elektronischer Tafel, die Gleise und Signalreinrichtungen im Bereich des Kölner Hauptbahnhofs anzeigt

22.3.2024. Im Rahmen der Vereinsausflüge machte sich eine 15-köpfige Gruppe auf nach Köln, um dort zwei Stellwerke für den Bereich des Hauptbahnhofes näher in Augenschein zu nehmen. Edgar Steinborn hatte die Tour organisiert und mit Nicole Hellmann-Krieger und Klaus Gerhards zwei kompetente Ansprechpartner gefunden, die in zwei Gruppen im Wechsel allerlei Interessantes über das alte und das neue Stellwerk zu berichten wussten. Im Erdgeschoss des alten Stellwerks weckte zunächst ein voluminöser Zehnzylinder Deutz-Schiffsdiesel aus den 1970er Jahren die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden; der Motor gewährleistet als Notaggregat die Stromversorgung. Die kurze Zeitspanne, bis er richtig auf Touren ist, wird durch eine Reihe von Batterien überbrückt. Das Ganze läuft vollautomatisch ab, so dass die Stromversorgung unterbrechungsfrei gewährleistet ist.
Ein Rückblick in die Geschichte von Stellwerken zeigte, dass stets die Sicherheit höchste Priorität genoss. Wurden Weichen und Signale in den Anfängen der Bahn noch mit Hebeln über Drahtseilzüge bedient, so waren bestimmte Stellungen nur dann möglich, wenn die Bereiche auch tatsächlich frei waren. Im Laufe der Zeit nahm die Elektronik einen immer größeren Raum ein. Das erleichterte die Bedienung, Sicherheit wurde aber weiterhin ganz groß geschrieben.
Dienten Stellwerke früher hauptsächlich dem Betrieb im Bereich der Bahnhöfe, kam im Laufe der Zeit auch die Überwachung zwischen den einzelnen Stationen dazu. Gerade im Zuge immer höherer Geschwindigkeiten war dies auch unerlässlich. Wenn ein ICE mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h zwischen 1,5 und 3 km Bremsweg benötigt, wird schnell klar, dass hier nicht gut auf Sicht gefahren werden kann.
In der Schaltzentrale im oberen Stockwerk des Gebäudes hängt eine monumentale elektronische Tafel an der Wand, auf der sämtliche Gleise und Signaleinrichtungen im Bereich des Hauptbahnhofes mit leuchtenden Symbolen dargestellt sind. Im neuen Stellwerk, in dem zurzeit schon der S-Bahnverkehr überwacht wird, soll diese Tafel durch Monitore ersetzt werden. Nach endgültiger Fertigstellung wird hier dann der gesamte Zugverkehr geregelt. Vieles läuft durch eine ausgeklügelte Software vollautomatisch ab, aber eben nicht alles. Hat ein Zug einen Schaden, muss manuell eingriffen werden.

Genug „Kanäle“: Konzentriert werden die Anzeigen auf den Monitoren verfolgt, bei Bedarf erfolgen auch Regelungen durch manuellen Eingrff, trotz umfangreicher Programmierung

Ein Problem sind auch verspätete Züge, deren Lauf sich mit dem anderer überschneiden kann. Hier gilt grundsätzlich Vorrang für die pünktlichen Einheiten, auch wenn die Verspätungen der anderen Züge dadurch noch etwas größer werden können. Der Kölner Hauptbahnhof ist auch ein so genannter „Zugbildungsbahnhof“, in dem Züge gereinigt, gewartet und wieder neu zusammengestellt werden. Auch dies wird vom Personal des Stellwerks überwacht und gemanagt.

Einmal in Köln, gehört der Besuch eines Brauhauses dazu. Nach der interessanten Technik folgten lebhafte Diskussionen in geselliger Atmosphäre


Die eine oder andere Frage der Teilnehmer konnte im Zuge der Besichtigung fachkundig beantwortet werden. Der äußerst interessante und informative Nachmittag fand im Brauhaus „Schreckenskammer“ noch einen gemütlichen Abschluss, bei dem die gerade gemachten Erfahrungen noch für einigen Diskussionsstoff sorgten. DG / Ahrtalbahnfreunde

Interessante Idee: Eisenbahnmuseum für den Kreis Ahrweiler

Ahrtalbahnfreunde informierten sich im Museumsbahnhof Rotenhain

Herzlicher Empfang, gelungener Austausch: Die IG Ahrtalbahnfreunde bei der Arbeitsgemeinschaft (ArGe) Mechanische Stellwerke e.V. in Rotenhain

22.04.2022. Bei der Flutkatastrophe 2021 wurde die Infrastruktur der Ahrtalbahn im Bereich Heimersheim und ab Walporzheim komplett zerstört. Während die Stellwerke in Kreuzberg und Dernau dabei auch betroffen waren, sind die Anlagen in Walporzheim, Ahrweiler, Bad Neuenahr und Bad Bodendorf noch in Betrieb, sie sollen aber schon Ende dieses Jahres durch ein modernes digitales Stellwerk ersetzt werden.
Bei diesen Stellwerken handelt es sich um sogenannte mechanische Stellwerksanlagen, deren technische Entwicklung aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt. Die Technik dieser Anlagen sind die Grundlage für alle weiteren Stellwerksentwicklungen bis zum heutigen Tag.
Die IG Ahrtalbahnfreunde haben es sich zum Ziel gesetzt, eine dieser Stellwerksanlage zu Demonstrationszwecken als Museum zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So soll die Möglichkeit geboten werden, einen Einblick in die sicherungstechnischen Abläufe des Bahnbetriebs zu erhalten. Denkbar ist auch die Ausstellung ergänzender Exponate aus der Historie der Ahrtalbahn und auch die Möglichkeit, technische Einrichtungen selbst einmal auszuprobieren. Dazu gibt es in Deutschland schon einige Vorbilder, so u.a. in Glückstadt, Arnstadt und Lehrte. Auch an der Westerwaldbahn gibt es einen Verein, der solch ein Museum betreibt und weiter ausbaut. Die dort ansässige Arbeitsgemeinschaft (ArGe) Mechanische Stellwerke e.V. aus Rotenhain nahm vor kurzem Kontakt mit den Ahrtalbahnfreunden auf und erkundigte sich nach dem Bestand der hiesigen Stellwerksanlagen. Die Ahrtalbahnfreunde nahmen dies zum Anlass, sich einmal vor Ort in Rotenhain aus erster Hand über solch einen Museumsbetrieb zu informieren.

Das unter Denkmalschutz stehende Bahnhofsgebäude in Rotenhain

Schon bei der Anfahrt in Limburg wurde die Gruppe aus dem Kreis Ahrweiler von einem aktiven Mitglied der ArGe in Empfang genommen und erfuhr auf der Weiterfahrt nach Rotenhain viel Wissenswertes und Interessantes zu den Eisenbahnen im Westerwald.
Das Vereinsdomizil der ArGe ist das heutige Bahnhofsgebäude, welches in den 60er Jahren als Ersatz für einen abgerissenen Vorgängerbau errichtet wurde. Es handelt sich um einen eingeschossigen kleinen Bau mit Flachdach, typisch im Stil der damaligen Zeit. Trotz der geringen Größe besitzt das Gebäude alles, was ein kleiner Landbahnhof benötigt: Warteraum, Dienstraum mit Fahrkartenausgabe, Stellwerk, Sozialraum, Toilette sowie ein Güterboden. Da es sich um den letzten Neubau der damaligen Deutscben Bundesbahn an einer Nebenstrecke handelt, steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Im Stellwerksraum ist ein mechanisches Stellwerk der Bauart „Einheit“ mit elektrischem Streckenblock der Bauart „TF 71“ eingebaut, dieses hat große Ähnlichkeit mit den Stellwerken der Ahrtalbahn. Da die beiden Einfahrsignale recht weit entfernt standen, weist die Hebelbank noch zwei Signalwinden zu deren Bedienung auf. Als Besonderheit konnte der Bahnhof durchgeschaltet werden.

Gut erhalten und gepflegt: Die Komponenten im ehemaligen Stellwerk

Das Stellwerk wurde 2018 außer Betrieb genommen, die Weichen ausgebaut. Der Verein konnte das Gebäude anschließend mit allen technischen Anlagen käuflich erwerben.
Die engagierten Vereinsmitglieder haben die Möglichkeit, alle betrieblichen Abläufe zur Durchführung von Zugfahrten an der Anlage anschaulich zu demonstrieren, die Signal- und Weichenhebel sowie die Blockeinrichtungen können bedient werden. In der Zukunft soll u.a. auch ein „Signalgarten“ im Freigelände errichtet werden, dessen Signale dann auch über die Hebelbank bedient werden können. Somit können Besucher die Stellwerkstechnik live erleben und nachvollziehen.

Wolfgang Groß überreicht einen Gruß von der Ahr

Neben der Stellwerksanlage sind in dem Museum eine große Sammlung von historischen Eisenbahnunterlagen, Verkaufseinrichtungen für Fahrausweise und weitere technische Ausrüstungsgegenstände zu besichtigen.
Mit einer Fülle von Informationen und angenehmer Gastfreundschaft der ArGe trat die Gruppe der IG Ahrtalbahnfreunde am späten Nachmittag die Rückfahrt an. Der Besuch in Rotenhain war für die Interessengemeinschaft ein Ansporn, die Planungen für ein ähnliches Museum im Kreis Ahrweiler voranzutreiben und zu verwirklichen.

Intererssante Informationen zum ehemaligen Bahnhof Rotenhain finden sich auch auf der Website der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz https://t1p.de/0vq2i sowie direkt bei der ArGe.
Text: WG, Fotos: Stumm/Ahrtalbahnfreunde